Cohors Cthulhu Tactics ist ein Tabletop-Ableger von Modiphius‘ Rollenspiel über antike Römer die Kultisten verkloppen und wurde 2024 via Kickstarter finanziert. Das Thema des Spiels zusammen mit der Ausrichtung auf Solo & Koop-Spiel hatten sofort mein Interesse geweckt, denn es war kein zusätzlicher Spielmodus eines regulären kompetitiven Skirmish-Spiels, sondern es wurde gezielt auf die Solo bzw. Koop-Erfahrung hin entwickelt. Oder besser gesagt, wird es noch, denn obwohl es bereits am 30.06.2024 finanziert wurde, gab es die STL-Dateien zum Selberdrucken der Prolog-Miniaturen erst Anfang 2025, gefolgt von einigen Helden-STLs. Aber während ich das hier Anfang Mai 2025 schreibe, liegt der Großteil des Materials noch nicht vor, darunter das volle Regelbuch als PDF. Und man hat wohl vergessen ein paar STL-Dateien der Modelle zum externen Support-Service für die Stützstrukturen zu schicken. Nunja … vermutlich bin ich von Frontiers auf MyMiniFactory für digitale Miniaturenprojekte verwöhnt, wo man meist die Dateien erhält, wenn man bezahlt hat. Ich meine, die Dateien für die Römer und Cthulhu-Monster müssen ja bereits während der Kampagne existiert haben, immerhin sieht man bemalte Modelle im Crowdfunding … aber nun gut, darum soll es ja nicht in diesem Blogeintrag gehen.
Direkt in der Finanzierungskampagne war der Prolog verfügbar, der einen mit den Regeln an die Hand nimmt und durch das Spiel führt. Das PDF selbst kann man nach wie vor kostenlos bei Drivethrurpg herunterladen. Zunächst einmal gefällt mir die Aufmachung des PDFs sehr gut und ich liebe die Idee, dass man die Miniaturen in die Hand nimmt und Schritt für Schritt die Regeln lernt, statt sie einmal lesen zu müssen und dann direkt mit dem vollen Spiel konfrontiert wird. Einige der Regeln sind jedoch zunächst bewusst vereinfacht worden und wenn man etwas vereinfacht lernt, wird aber auch direkt darauf hingewiesen. Das löst das Problem nicht, etwas zu verlernen, was man einmal falsch gelernt hat, aber es hilft. Auch sehr cool finde ich, dass man nicht einfach gegen die Gegner-KI kämpft, sondern diese den Namen Mendaxius erhalten hat. Das gibt einem einen sehr konkreten Antagonisten, anstatt einem reinen Spielmechanismus. Als klaren Mangel muss ich aber das Fehlen von Markervorlagen nennen, eine Seite mit Kopiervorlagen wäre hilfreich gewesen. Immerhin werden alleine im Rahmen dieses Prologs fünf verschiedene (bzw. verschiedenfarbige) W6 und fünf verschiedene Tokens verwendet. Leider gibt es auch kein Kommando-Board, um die verschiedenen Würfel und Token zu verwalten, so dass diese wild herumliegen. Dabei könnte man Spawn- und Command-Tokens, den Threat Die und den Magic Die der Übersichtlichkeit zuliebe zusammen auf das Brett packen und den Fear Die der Einheiten auf ihre Karten, um einfach das Schlachtfeld etwas aufzuräumen …

Aber ich greife vor! Im ersten Szenario ist alles noch sehr grundlegend und es gibt kaum zu verwaltende Miniaturen. Auf gerade mal 60 x 60 cm platziert man Marius, den Legionär-Helden in der Mitte eines Waldes und drei verwirrte Legionäre in 4 Zoll Abstand.

Das zentrale Element von Cohors Cthulhu Tactics sind die Furcht/Fear-Würfel der Einheiten. Jede eigene Einheit (keine Helden) hat einen, der mindestens bei 1 liegt und maximal bei 6. Wobei Furcht eigentlich kein guter Ausdruck ist, denn viele Dinge die man damit anstellt, sind eher Stress für die Einheit, aber dazu kommen wir noch. Als Marius (übrigens mit zwei Gladius bewaffnet und damit klar einem Fantasy-Setting entsprungen statt eines historischen!) die versprengten Soldaten im nebligen Wald aufsammelt, haben diese bereits 3 Furcht angesammelt.

Wir aktivieren Marius, damit er sich der Einheit anschließt, ABER nach der Auswahl der zu aktivierenden Einheit kommt Mendaxius ins Spiel und generiert eine feindliche Einheit (soweit ein Generierungs-/Spawn-Marker im Spiel ist) bevor man die eigene Einheit aktivieren kann! Aus dem Nebel neben den Legionären brechen ihre ehemaligen Kameraden heraus, nun zu grässlichen Servitoren Mormos verändert.

Marius bewegt sich 4 Zoll vor und schließt sich der Einheit an, die direkt einen Punkt Furcht verlieren, als sich der große Held zu ihnen bewegt.

Und mit seiner nächsten Aktion befielt er nun der gesamten Einheit einen Sturmangriff auf die Servitoren Mormos. Die Einheiten führen ihre Nachrückbewegung aus, um möglichst viele Modelle in Kontakt oder Reichweite zu bekommen. Jeder der Legionäre hat einen Würfel im Angriff und trifft auf 4+, Marius hat zwei Würfel und trifft ebenfalls auf 4+. Hier ist es bereits wichtig verschiedene Würfel zu nutzen, da die Legionäre eine Sonderregel haben, mit der sie bei einer gewürfelten 6 zwei Treffer statt einem landen. Marius ist zwar auch Legionär, hat aber gezielt für das erste Szenario diese Sonderregel noch nicht, obwohl er ebenfalls Legionär ist. Vielleicht zu stark, aber dennoch unnötig verwirrend, vor allem, da diese Einschränkung ab Szenario II auch aufgehoben wird. Jedenfalls legen die Männer Roms einen fantastischen Wurf hin und erzielen fünf Treffer.

Die Servitoren Mormors sind immer noch Legionäre mit schwerer Rüstung, haben aber ihren Schild eingebüßt und können Treffer nur noch auf 5+ abwehren. Und der nächste Wurf wird ebenso großartig, so dass nur zwei der drei Tentakellegionäre eine Wunde erleiden.

Bei Cohors Cthulhu hat die angreifende Einheit tatsächlich keinen Vorteil, da die Verluste erst am Ende der Nahkampfrunde entfernt werden und die Mythos-Diener mit voller Stärke zurückschlagen können! Sie treffen nur auf 5+ und erzielen nur einen Treffer, den der unglückliche Legionär aber trotz seines Rüstungswurfs von 4+ nicht schafft und ebenfalls zu Boden geht. Die Legionäre samt Marius sind nun aktiviert worden und erhalten einen entsprechenden Marker. Die Mythos-Einheit erhält Angeschlagen-/Staggered-Marker, da sie mehr als die Hälfte ihrer Modelle an Treffern einstecken musste. Diese Marker reduzieren die Aktionen in Mendaxius-Runde und können bei mehreren Angriffen sogar dazu führen, dass die Einheit inaktiv bleiben muss. Zudem muss sich der Verlierer eines Nahkampfs 2 Zoll zurückziehen.

Da nun eine Einheit des Spielers aktiviert wurde, kann Mendaxius eine Mythos-Einheit aktivieren. Da es nur die Servitoren Mormos gibt, wird eine der zwei Aktionen der Aktivierung dafür genutzt, den Marker zu entfernen und die zweite für einen Sturmangriff! Einheiten des Spielers greifen nicht automatisch ebenfalls im Nahkampf an, wie die Mythos-Kreaturen, sie müssen eine von drei Reaktionen wählen, sobald sie angegriffen werden: Gegenangriff, Verteidigen oder Position halten. Die Möglichkeit ebenfalls anzugreifen wird ihren Furchtwürfel um +2 erhöhen, Verteidigen (Rüstungswürfe +1) erhöht die Furcht um +1 und Position halten tut gar nichts, schürt aber auch keine weitere Furcht. Sollten sie erneut angegriffen werden, sei es durch eine andere Einheit oder durch eine mögliche zweite Aktion der Servitoren, können sie nur noch Position halten wählen. Marius‘ Mannen wählen den Gegenangriff, um die Kreatur auszulöschen. Der Servitor greift an und verfehlt, die Reaktion der Römer ist vernichtend.

Die beiden verbliebenen Legionäre erzielen eine 3 und eine 6, können aber durch ihre Sonderregel die 6 als zwei Treffer zählen. Marius würfelt direkt zwei 6er und hat damit ebenfalls zwei Treffer erzielt (oder 4, wenn er sich in diesem Szenario an seine Ausbildung erinnern könnte!). Okay, ich sehe, wieso die Sonderfähigkeit bei ihm noch ausgeschaltet ist, ansonsten könnte er den Trupp von Servitoren vermutlich auch alleine ausschalten … der Servitor schafft keine vier Schutzwürfe und verliert seinen einzigen Lebenspunkt. Die Römer sind siegreich gegen die Kreaturen des Mythos! Die Einheit schöpft Mut durch ihren Sieg und kann ihre Furcht um -1 senken (das hatte ich unten im Foto nicht berücksichtig, ihre Furcht liegt noch bei 4 durch den Gegenangriff, sollte am Ende der Runde aber 3 sein). Beide Einheiten wurden in dieser Runde aktiviert und haben entsprechende Marker. Eine weitere Runde zu spielen ist nicht nötig, da das Missionsziel erst einmal erzielt und die Servitoren besieht wurden.

Fazit
In Szenario I kann man eigentlich nicht viel falsch machen, was eine sehr sinnvolle Konstruktion ist. Die eigenen Truppen sind mächtiger als die Kontrahenten, was einem ausreichend Welpenschutz gewährt und einen positiven Einstieg in Cohors Cthulhu Tactics schafft. Dennoch werden die grundlegenden Spielmechanismen vermittelt, die man auch tatsächlich selbst durchwürfeln kann. Im PDF ist auch ein komplettes Spielbeispiel zu finden, so dass man wirklich sehr gut an die Hand genommen wird, um das Spiel zu erlernen. Das gefällt mir so gut, dass ich mir nun wünschen würde, dass mehr klassische Tabletop-Spiele solche Leitfäden für den Einstieg bereitstellen würden! Aber als nächstes schauen wir uns mal das Szenario II mit mehr Truppen und weiteren Regeln an.
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